In der Nord-Süd-Achse des Neuen Museums in Ebene 0 entwickelt sich die Archäologische Promenade, das architektonische und thematische Rückgrat der Museumsinsel. Die Raumsequenz vom Alten Museum über das Neue Museum und das Pergamonmuseum bis zum Bode-Museum präsentiert künftig Themen allgemeiner Relevanz, die aus der Sicht verschiedener Kulturen dargestellt werden.
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Raum 0.00: Zeit und Geschichte
Hier wird ein zentrales Thema der historischen Museen dargestellt: 'Zeit und Geschichte'. Eine Königsliste und ein Priesterstammbaum aus Ägypten, astronomische Keilschrifttexte, ein römischer Himmelsglobus, Texte zu den Datierungssystemen der alten Kulturen zeigen besonders anschaulich den transkulturellen Ansatz der Archäologischen Promenade.
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Sonnenuhr
Thutmosis III., 1479-1425 v. Chr.
Siltstein (Schiefer)
angeblich aus Eshmunein
23,2 x 2,4 x 4,6 cm
Inv.-Nr. ÄM 19744
Sehr selten erhaltene Sonnenuhr. Sie wurde mit dem senkrechten aufragenden Teil von Morgen bis Mittag nach Osten eingestellt und dann genau entsprechend nach Westen gedreht. Wichtig für das einwandfreie Funktionieren der Uhr war ihre genaue Einrichtung und Waagerechtstellung. Zu letzterem Zweck hatte der aufragende Schenkel eine Lotschnur. Diese Uhr trägt auf der Seite die Titelatur von König Thutmosis III.
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Königsliste aus dem Grab des Chabechnet
Neues Reich, Merenptah, 1213-1203 v. Chr.
Kalkstein
Deir el-Medine
Inv.-Nr. ÄM 1625
Chabechnet stellt sich vor einer Reihe von verstorbenen Königen stehend in Anbetungsgeste dar. Möglicherweise war er für die Betreuung ihrer Gräber zuständig.
Raum 0.04: Gott und Götter
Vor einem leeren altägyptischen Götterschrein sind Darstellungen der Präsenz Gottes aus vier Erdteilen und drei Jahrtausenden versammelt. Dionysos verkörpert das Gottesbild der klassischen Antike, in der Doppelfigur der Dogon nehmen die Ahnenkulte afrikanischer Ethnien Gestalt an; in dem Banalinga-Fetisch erfährt der hinduistische Gottesbegriff eine abstrakte Formgebung, und in der Kalligraphie der Moschee-Ampel ist Gott in seinem Namen präsent. Die religiösen Vorstellungen der altamerikanischen Kulturen finden ihren bildlichen Ausdruck in der aztekischen Jade-Maske, und der Schmerzensmann, ein Werk der polnischen Volkskunst, zeigt die Menschwerdung Gottes im Christentum.
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Götterschrein (Naos)
Ptolemaios X. Alexandros, 110-88 v. Chr.
Rosengranit
210 x 95 x 90 cm
Inv.-Nr. ÄM 13841
Der Schrein, in deren Innerem sich früher eine Statue der Isis befand, wurde durch Türen verborgen. Das Gebälk mit geflügelter Sonnenscheibe wird durch schlanke Säulen mit Hathorkapitellen getragen, innen ist die Decke mit Sternen und fliegenden Geiern dekoriert.
Raum 0.09: Jenseits und Ewigkeit
'Jenseits und Ewigkeit' setzt sich in dem tiefer gelegten Raum fort, der künftig die Archäologische Promenade zwischen zwei Sachmet-Statuen ins Pergamonmuseum leiten wird.
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Sitzfigur der Göttin Sachmet
Neues Reich, Amenophis III., 1388-1351 v. Chr.
Dunkelgrauer Granit
Karnak
209 x 50 x 101 cm
Inv.-Nr. ÄM 7266
In der Verschmelzung von menschlichem Körper und Tierkopf schafft die ägyptische Kunst ein Wesen, das es in der realen Welt nicht gibt, und damit bestens geeignet ist, die unsichtbare Göttlichkeit zu symbolisieren.Die signifikanten Eigenschaften des dargestellten Tieres werden der Gottheit zugeschrieben. Die Löwin verbanden die Ägypter mit Kraft, Wildheit und Aggressivität sowie Beschützerinstinkt und inniger Verbundenheit zu ihren Jungen. Sachmet ist deshalb die Göttin des Krieges und der Pest, aber auch die Beschützerin Ägyptens und die Heilerin von Krankheiten. Sie trägt in ihrer rechten Hand das Anch (= Lebens)-Zeichen und in ihrer linken hält sie das Was-Szepter, das Symbol für Glück und Gesundheit. Die Sonnenscheibe verweist auf die überragende Bedeutung und Allgegenwart der Sonne in der altägyptischen Religion. Diese Skulptur war mit mehr als 700 weiteren Abbildern der Göttin von Amenophis III. im Mut-Bezirk des Karnaktempels und in seinem Totentempel aufgestellt worden. Der König versprach sich durch diese Weihung Heilung von einer Kiefergeschwulst.
Raum 0.12: Reise ins Jenseits - Ägyptischer Hof
Särge
Die ägyptischen Särge schildern in ihrem Bildprogramm die jenseitige Welt und den damit verbundenen Sonnenlauf. Die Göttin des Westens übergibt am Morgen den Sonnengott, der sich in der Nacht bei seiner zwölfstündigen Fahrt durch die Unterwelt verjüngt und die Toten erweckt hat, in Gestalt des Sonnenballs an die Göttin des Ostens.
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Sarg des Anch-Hor
Spätzeit, ca. 664-332 v. Chr.
Granodiorit
Memphis
H 132 x L 265 cm
Inv.-Nr. ÄM 41/2
Am Fußende des Sargs wird der Gott Anubis dargestellt, während auf den Längswänden der Tote betend vor 42 Geistern, die ihn im Jenseits richten sollen, steht. Diese sind durch Messer und Federn als strafende Richter, meist mit Tierköpfen, gekennzeichnet und werden mit individuellen eigentümlichen Namen z.B. 'Weitschritt', 'Mundöffner' oder 'Schattenfresser' benannt.
Unterweltsbücher
Die altägyptische Religion ist dominiert durch den Glauben an ein ewiges Jenseits. Mit dem Neuen Reich (um 1600
v. Chr.) ging man bei der Präsentation der Jenseitsgedanken zur Form des Totenbuches über. Auf einer langen Papyrusrolle wurden die Sprüche des Alten und Mittleren Reiches weiterentwickelt, durch neue ergänzt und mit bildlichen Darstellungen (Vignetten) erweitert. Dieses Totenbuch fand bis in römische Zeit (1. - 4. Jh.
n. Chr.) Verwendung. Parallel wurden auch andere Unterweltsbücher entwickelt, die den Weg ins Jenseits garantieren sollten, wie beispielsweise das Amduat. Auch hier standen die graphischen Ausschmückungen der Reise durch die Unterwelt im Vordergrund.
'Jenseits und Ewigkeit’ setzt sich in dem tiefer gelegten Raum fort, der künftig die Archäologische Promenade zwischen zwei Sachmet-Statuen ins Pergamonmuseum leiten wird.
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Mythologischer Papyrus: Anbetung des Re im Westen mit 21 Gestalten des Sonnengottes und Anrufungen
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Neues Reich, 20. Dynastie, 12. Jh. v. Chr.
Papyrus
H 24 cm, L 159 cm
Inv.-Nr. P 3153
Es ist eine besondere Eigenart der ägyptischen Religion, alles Unsichtbare in vielfältiger Weise sichtbar und damit begreifbar zu machen. Die Reihe von 21 Göttern auf dem sorgfältig gezeichneten und bemalten Papyrus ist eine verkürzte Version der 'Sonnenlitanei', die in 74 Anrufungen den Sonnengott Re von seinem Untergang, bei seiner Fahrt durch die Unterwelt bis zu seinem Sonnenaufgang preist. An den verschiedenen Stationen seiner Reise erscheint Re in immer neuen Gestalten, die seine vielfältige Wirkungsweise dokumentieren. Der gebundene Gefangene in der Mitte veranschaulicht den bestrafenden Re, die mumienförmige Gestalt mit dem Kopf in Gestalt eines Skarabäus verweist auf die Neugeburt der Sonne am Beginn des Tages. Der Besitzer des Papyrus ist der thebanische Priester Nes-Amun-nesut-tauj, der an beiden Enden kniend die Gestalten des Sonnengottes anbetet.
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'Buch von dem, was in der Unterwelt ist' (Amduat) für den Priester des Amun Amenophis (kursivhieroglyphisch) d
3. Zwischenzeit, 21. Dyn., 11. Jh. v. Chr.
Papyrus
Theben
H 39 cm, L 236 cm
Inv.-Nr. P 3005
Das Amduat vermittelt dem Verstorbenen Kenntnisse über die jenseitige Welt, die er nach dem Tod betritt. In verschiedenen Kapiteln werden die Orte der Unterwelt, ihre Bewohner und die Gefahren benannt, denn 'wer es weiß, der wird ein seliger Verklärter sein'.
Im Zentrum der Beschreibungen stehen der Gott Osiris und die nächtliche Fahrt der Sonne durch die Unterwelt. Der Verstorbene tritt anbetend vor den mumiengestaltigen und schwarzhäutigen Osiris (schwarz ist das Symbol für Erde, aus der alles Leben immer wieder neu entsteht), um Einlaß in die Unterwelt zu erhalten. Die Sprüche, in kursivhieroglyphisch geschrieben, einer Mischform von Hieroglyphen (Druckschrift) und Hieratisch (Schreibschrift), helfen dem Toten am Tage in Form des Seelenvogels in die diesseitige Welt zu gelangen und am Abend zurückzukehren, wenn die Sonne durch die Unterwelt fährt und alle Verstorbenen und Osiris zu neuem Leben erweckt und sich selber wieder für den nächsten Morgen regeneriert.
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Totenbuch der Neferini
Ptolemäisch, 4.-1. Jahrhundert v. Chr.
Papyrus
Achmim
H 27 cm, L 985 cm
Inv.-Nr. P 10477
Totenbücher gibt es seit dem Beginn des Neuen Reiches (um 1500 v. Chr.). In der vollständigen Ausgabe sind mehr als 200 Kapitel erhalten, man beschränkte sich aber häufig auf die wesentlichen Aussagen. Das Totenbuch wurde dem Verstorbenen in Form einer Papyrusrolle mitgegeben oder einzelne Kapitel wurden, auf Leinenbinden geschrieben, in die Mumie eingewickelt. Die Sprüche sollten dem Verstorbenen helfen, sich in der Unterwelt zurecht zu finden und sich korrekt gegenüber ihren Bewohnern, Göttern und Dämonen, zu verhalten, damit er als 'Verklärter' unter ihnen leben konnte.
Bei keinem Totenbuch fehlt das 125. Kapitel, das das sogenannte 'Negative Sündenbekenntnis' enthält. In diesem rechtfertigt sich der Verstorbene vor den 42 Richtergottheiten, indem er beteuert, alle Sünden unterlassen zu haben. Die Szene zeigt das Totengericht: die Verstorbene wird zur Waage geführt, auf der ihr Herz (als Topf gezeichnet) gegen die Göttin Maat, dargestellt als hockende Frau mit einer Feder auf dem Kopf, aufgewogen wird. Hat sie maatgerecht, im Sinne der Weltordnung gelebt, wird die Verstorbene von dem mumiengestaltigen Unterweltsgott Osiris als 'gerechtfertigt' in das Jenseits aufgenommen. Besteht sie die Prüfung nicht, wird die große Fresserin, ein Untier bestehend aus Krokodilskopf, Löwenvorder- und Nilpferdhinterteil, ihr Herz endgültig verschlingen. Da für die Ägypter jede Darstellung die Realität widerspiegelt, wurde grundsätzlich ein positiver Ausgang des Gerichtes dargestellt, so dass die Verstorbene mit Hilfe dieses Papyrus sicher in die Unterwelt eintreten und das ewige Leben erreichen konnte.
Raum 0.13: Weltordnung
Das Thema des Griechischen Hofes ist durch den Schievelbein Relieffries (1850) vorgegeben. Dargestellt ist die Flucht der Bewohner Pompejis nach dem Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. Die ägyptischen Reliefs der Pyramidenzeit zeigen König Sahurê beim Erlegen wilder Tiere, und dabei unterwirft er sich die Natur. Die Götter führen dem König gefesselte Nubier, Libyer und Asiaten zu; für außenpolitische Ordnung sorgen auch die Frachtschiffe, die die Güter des Libanon nach Ägypten bringen.
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Reliefs aus dem Totentempel des Sahure
5. Dynastie, ca. 2496-2483 v. Chr.
Kalkstein
Abusir
Teil eines großeren Wandreliefs
Inv.-Nr. ÄM 21783
Relief, das den König Sahure beim Erlegen von Steppentieren darstellt. Hier ein erwachenes Rind durchbohrt von Pfeilen mit Jungtier.