Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums e.V.

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Berichte chronologisch

Mai 2003: Masterplan: Langer Atem
Erste Schritte in Richtung Insel

Darf ich mich kurz vorstellen: Ich bin SVÄ des BBR für das ÄMP im Rahmen der RuB des PMU. Falls Sie trotz dieser eindeutigen Definition noch Frage haben sollten, erfahren Sie auf den nächsten Seiten die Auflösung.

Zunächst zum Kürzel PMU, das das Pergamonmuseum bezeichnet. Jetzt werde Sie sich vielleicht fragen, was gerade das Ägyptische Museum und Papyrussammlung (ÄMP) mit diesem Gebäude zu tun hat. Tatsächlich sehr viel, denn der größte Teil der Berliner Aegyptiaca-Bestände ruht in den Kellern dieses Gebäudes.

Nun ist die Museumsinsel, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, Gegenstand groß angelegter Bauprojekte: Das Bode-Museum wird derzeit erneuert, mit dem Aus - und Umbau des Neuen Museums soll noch in diesem Jahr begonnen werden, das Alte Museum wird einer Generalsanierung unterzogen, und beim Pergamoumuseum hat die Phase der Konzeption und Vorplanung begonnen. Dieses gilt auch für die 'Restaurierung und Baufreimachung'(RuB), worunter im Rahmen der zukünftigen Generalsanierung und Erweiterung des Pergamonmuseums die Beplanung der Räumung und Sicherung aller archäologischen Objekte in diesem Gebäude zu verstehen ist. Ein Bestandteil dieses Projekts sind die Magazine des Ägyptischen Museums, in denen sich vor allem Tausende von Objekten aus Stein und organischen Materialien sowie fast die gesamte Papyrussammlung befinden. Viele von diesen Stücken sind in einem Zustand, der einen problemlosen Transport unmöglich macht. So haben sich die Restauratoren des Museums in den letzten Monaten die Mühe gemacht, die Spreu vom Weizen zu trennen und die Objekte zu bezeichnen, die vor der Räumung zu restaurieren sind. Doch damit nicht genug. Die Planungen fiir das zukünftige Pergamomuseum sehen vor, dass der Kölner Architekt O.M. Ungers am Kupfergraben einen vierten Flügel errichtet, in den das Ägyptische Museum mit seinen Großarchitekturen einziehen wird. Darunter fallen in erster Linie das Kalabscha-Tor und Teile des Sahure- Tempels, die sich derzeit noch im Charlottenburger Ägyptischen Museum befinden. Neben der Räumung der Depots gehört daher auch die Planung des Abbaus, Transports und Wiederaufbaus dieser Denkmäler in die laufende Maßnahme.

Insgesamt betrifft 'Ruß PMU' vier Museen, nämlich außer dem Ägyptischen Museum die Antikensammlung, das Vorderasiatische Museum und das Museum für Islamische Kunst, die auch die derzeitige Ausstellungsfläche des Pergamonmuseums bespielen. Doch wie sollten die Museen aus eigener Kraft diese enormen Aufgaben bewerkstelligen? Das 'Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung' (BBR), dem die Leitung der Baumaßnahme übertragen wurde, hat zu ihrer Unterstützung vier Restaurierungsplaner herangezogen, die die jeweiligen Museen beraten und Planung wie Ausführung der Baufreimachung bis zur Wiedereinrichtung des Gebäudes begleiten sollen. Bis 2014, so lautet die momentane Terminvorgabe, wird das Ägyptische Museum von der Firma RaO, 'Restaurierung am Oberbaum' . beplant, die sich in den letzten Jahren u. a. durch die Mitarbeit an der Restaurierung des Neuen Museums, durch die Restaurierung der Tempelwand des Schebitku aus Karnak und durch den Einsatz in den Grabungen des Ägyptischen Museums in Naga mit den spezifischen Problemen der Berliner Museen vertraut machen konnte.

Die Maßnahme ist in vier Teilprojekte untergliedert. 'ÄMP 1' betrifft das Kalabscha- Tor, das in den Durchgang zwischen dem Schlütersaal im Nordflügel und dem zu errichtenden Westflügel des Pergamonmuseums eingebaut werden soll. 'ÄMP 2' trägt die Überschrift' Ägyptischer Tempel'. Hierunter fallen alle Objekte, die in den vierten Flügel Eingang finden sollen, vor allem die Säulen und Architrave aus dem Totentempel des Pharao Sahure. 'ÄMP 3' und ÄMP 4' beinhalten schließlich alle Magazine auf der Insel, nämlich die zu restaurierenden Stücke (ÄMP 3) und die transportfähigen Objekte. Eine Datenbank, die später von den Museen übernommen werden kann, dient der lückenlosen Übersicht über den Erfassungsstand.

Am 29. und 30. Januar 2003 haben die Restaurierungsplaner im Rahmen von Zwischenpräsentationen den derzeitigen Planungsstand einzelner Projekte vorgestellt. 'Restaurierung am Oberbaum' hatte das Kalabscha- Tor ausgewählt, das als Dank fur die Mithilfe Deutschlands bei der Versetzung der Tempelanlagen im Überschwemmungsbereich des Assuan-Stausees nach Berlin gelangte und 1977 im Marstall des Stülerbaus feierlich eingeweiht wurde. Schwerpunkte der Präsentation waren der Abbau des Tores am jetzigen Standort und seine Wiedererrichtung im Pergamonmuseum. Während der Abbau als unproblematisch geschildert wurde, sind vor dem Wiederaufbau einige wichtige Fragen zu klären. Am geplanten neuen Standort werden alle zukünftigen Besucher des Pergamonmuseurns durch diese Toranlage geführt werden. Mit nur 1,50 Metern Breite könnte sich jedoch im unteren Bereich eine Gefährdung der Reliefs und ihrer teilweise erhaltenen Bemalung ergeben. Bei der Untersuchung des Kalabscha- Tors hat sich außerdem ergeben, dass ein großer Teil der Reliefs in den siebziger Jahren ergänzt wurde. Diese Ergänzungen können beim Abbau nicht erhalten werden, so dass man sich über den zukünftigen Umgang mit originaler und ergänzter Substanz Gedanken machen muss. Dabei wird auch das Gesamtkonzept eine Rolle spielen, denn anders als derzeit in Charlottenburg werden die ägyptischen Architekturen auf der Insel in Dialogen mit Denkmälern anderer Kulturen und mit traditionellen Restaurierungsphilosophien (Pergamon-Altar, Prozessionsstraße und Ischtartor von BabyIon) eingebunden. Besonders eng ist die Verbindung mit dem Vorderasiatischen Museum, denn die Tell Halaf-Fassade, eine nordsyrische Tempelfront des ausgehenden 2. Jahrtausends v. Chr., wird den Übergang vom vierten 'ägyptischen' Flügel in den Südflügel bilden. Dem Kalabscha-Tor wie der Tell Halaf-Fassade kommen daher Schrnierfunktionen zu, die es zu berücksichtigen gilt.

Nach diesen Ausführungen dürften Sie verstanden haben, was das BBR im Rahmen der RuB im PMU zur Zeit veranstaltet. Doch was ist SVÄ? Dahinter verbirgt sich der bzw. in diesem Fall die Sachverständige für das Ägyptische Museum, die die Arbeitsvorgänge und die Kommunikation zwischen den Bauherren, also dem Museum und dem BBR, einerseits und dem Restaurierungsplaner andererseits koordiniert.

Katja Lembke
(Artikel der Mitgliederzeitschrift aMun)

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