15 Jahre Feldforschung in Naga haben ein quantitativ und qualitativ so reiches Fundmaterial zutage gefördert, dass dessen Bewahrung und Präsentation in einem lokalen Museum geraten erscheint. Die National Corporation for Antiquities and Museums fördert, wie die Museen in Kerma, am Gebel Barkal, in Suakin und in El Fascher zeigen, die Schaffung lokaler Museen, die auch von den Regierungen der autonomen Staaten des Sudan begrüßt werden. Damit wird das National Museum Khartum entlastet und der Zugriff auf die Fundobjekte für künftige Forschungsarbeit erleichtert.
Die Schaffung lokaler Museen trägt aber auch zur Förderung der historischen und kulturellen Identität bei und liefert einen pragmatischen Beitrag zum Nation Building. Für die seit eineinhalb Jahrzehnten im Berliner Naga-Projekt tätigen Halbnomaden des Wadi Awatib ist die antike Ruinenstätte zu 'ihrer' Stadt geworden, auf die sie stolz sind und für deren Schutz sie sich verantwortlich fühlen.
Das Museumskonzept
Angesichts des noch wenig entwickelten Kultur-Tourismus im Sudan ist in Naga zunächst noch nicht mit nennenswerten Zahlen ausländischer Touristen zu rechnen. Das Museum wendet sich an lokale Besucher. Naga bietet sich für Tagesbesuche aus der Hauptstadt Khartum und den regionalen Zentren Schendi, Ed-Damer und Atbara mit ihren Schulen und Universitäten an, die schon jetzt zu den regelmäßigen Besuchern von Naga gehören. Eine Erleichterung der Zufahrt nach Naga wird nicht angestrebt. Als archäologischer Park soll der Ort seine Harmonie einer ökologisch intakten Naturlandschaft bewahren. Die Zufahrt über eine Wüstenpiste soll ein Teil der Naga-Erfahrung bleiben.
Der Museumsplan
Für die Planung des Naga-Museums konnte der international renommierte Architekt David Chipperfield (London) gewonnen werden, der den Wiederaufbau des Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel leitet. Er wird die Architekturplanung auf seine Kosten als Beitrag zum Naga-Projekt liefern.
Bei Ortsterminen mit David Chipperfield und seinen Mitarbeitern in Naga Ende März und Juli 2008 wurde der Bauplatz für das Museum abseits der antiken Stätten, aber mit Blick auf die Tempel festgelegt. Unter dem Eindruck der örtlichen Situation entwirft David Chipperfield eine Architektur, die sich in ihrer formalen und stilistischen Typologie, in Materialität und Bautechnik an lokalen Traditionen orientiert und dennoch ein unverkennbares Werk eines der großen Architekten der Gegenwart darstellt.
Finanzierung und Realisierung
Aus privaten Spenden hat der Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e. V., der die Trägerschaft des Museumsprojekts übernommen hat, bislang ca. Euro 200.000 bereitgestellt. Die geschätzten Gesamtkosten einschließlich Ersteinrichtung belaufen sich auf Euro 1.000.000.
Bauvorbereitende Maßnahmen sollen im Herbst 2008 beginnen. Die Fertigstellung des Bauwerks ist für 2010 vorgesehen. Der Eröffnung im Jahr 2011 soll eine Sonderausstellung über das Naga-Projekt im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel und im neu eröffneten Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München vorangehen, deren Erlös zur Restfinanzierung des Museumsprojekts beitragen könnte.