Einen Abend mit besonderem Glanz durften die Kunstliebhaber und Ägypteninteressierten erleben, die am 18. November zu einem Abendvortrag in die Geschwister-Scholl-Straße 2-8 kamen.
Das Museum und die Ägyptische Botschaft hatten zu einem Vortrag der renommierten ägyptischen Künstlerin Nazli Madkour geladen - und zahlreiche Gäste aus Kulturszene, Politik und dem Freundeskreis des Museums waren erschienen.
Der Abend stand ganz im Zeichen des kulturellen und künstlerischen Dialoges, einer Brücke zwischen Orient und Okzident, zwischen Gestern und Heute. Dr. Frederike Seyfried, Direktorin des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung Berlin und Mrs. Rania Teymour, Ehefrau des Botschafters der Arabischen Republik Ägypten, begrüßten alle Anwesenden herzlich zu diesem Zusammentreffen der Museumswelt und des Kosmos der Kunstschaffenden.
Unter dem Titel
Orientalism/ Occidentalism - Egyptian Art of the 20th Century entführte Nazli Madkour ihre Zuhörer im Brugsch-Pascha-Saal auf eine Reise durch rund acht Jahrzehnte ägyptischen Kunstschaffens. Herausragende Künstler, ihr persönlicher Hintergrund und die Beeinflussung durch Strömungen des Okzidentalismus, Orientalismus und Vernacularismus wurden von der Künstlerin lebendig vor Augen geführt.
Vergangenheit und Zukunft
Der historische Hintergrund für die Kunstentwicklung Ägyptens wurzelte in dem einschneidenden Erlebnis der napoleonischen Expedition in das Land der Pharaonen 1798 und der Begegnung der Ägypter mit den Parametern der europäischen Renaissance Kunst.
In allen Epochen entwickelten sich individuelle Stile und stets zeitgenössische Strömungen, ohne jedoch die gleichzeitige Suche nach einer gemeinsamen nationalen, ästhetischen Identität zu vergessen. Heute stehen junge ägyptische Künstler in immer enger werdendem Kontakt mit dem internationalen Kunst-Netzwerk und ihre Arbeiten orientieren sich an den internationalen künstlerischen Praktiken und Diskussionen.
Auf dem visuellen Rundgang des Vortrages durch die verschiedenen Genres wie Skulptur, Malerei und Collage, standen unter anderem Highlights wie das Gemälde
Imhotep ou la Medecine chez les Anciens Egyptiens (1935) von Mohamed Nagui - eines Pioniers des frühen 20. Jahrhunderts. Immer wieder ließen sich spielerische Anklänge an die Kunst des Alten Ägyptens spüren, zeigten sich Schnittpunkte, wo sich Antike und Moderne berühren.
So auch in der blockhaften Skulptur von Gamal El Seguini
This Land is mine (Bronze, 1955), die für den Zuschauer von ihrem Aufbau her deutlichen Bezug auf die Würfelhocker seit dem Mittleren Reich (2120-1794
v. Chr.) nimmt. Auch Salah Abdel Kerims The Frog (welded iron, 1975) sucht nach seinesgleichen im Neuen Museum - beispielsweise bei den kleinen Urahnen aus Bein oder Fayence in der Tiervitrine der Ebene Null oder der schweren Figur eines Frosches aus Granodiorit im Raum
Vor den Pharaonen - Der Kosmos.
Unter den ägyptischen Künstlern der 1970er und 1980er Jahre sticht Ahmad Abdel Wahabs Arbeit heraus. Die geschaffene Plastik präsentiert sich dem Betrachter stark inspiriert durch Pharao Echnatons Kunst-Revolution während der Amarna-Zeit (1351-1334
v. Chr.), mit ihren überlängten Proportionen und bizarr anmutenden Gesichtsformen. Das ausdrucksstarke Motiv der Pyramide wurde dagegen sowohl von Mostapha El Razzaz als auch von Ahmad Nawar in die eigene Bildstruktur integriert.
Ein Ausblick auf die neue junge Generation ägyptischer Künstler boten die filigran-ätherischen Werke von Shady El Noshoukaty oder Auszüge der Videoinstallation von Amal Abdel Ghany.
Abgerundet wurde die Präsentation durch einige Bilder Nazli Madkours. Die Künstlerin blickt nunmehr auf ein erfolgreiches öffentliches Kunstschaffen mit über 35 Solo-Ausstellungen und zahlreichen Gruppenausstellungen in Ägypten und dem Ausland seit 1982 zurück. Nazli Madkours Arbeiten fallen in den Bereich zwischen Abstraktion und figurativer Gestaltung, wobei eine innere Welt erkundet wird, die von der ägyptischen Landschaft selbst inspiriert wurde. Die Quellen und Einflüsse ihrer Werke sind stark durch ihren persönlichen Hintergrund und Herkunft geprägt, doch spricht sie eine universelle Sprache, die weltweit verstanden und geschätzt wird.
Eine Brücke bauen
Bei einem kleinen Empfang mit ägyptischen Köstlichkeiten klang ein Vortragsabend aus, in dessen Verlauf der Direktorin des Ägyptischen Museums eine besondere Ehre zuteil wurde: Dr. Elsayed Tag Eldin, Kulturattaché der Botschaft der Arabischen Republik Ägypten, überreichte ihr symbolisch die ägyptische Flagge als Anstecknadel.
Ein Abend - ein Dialog - eine Brücke. Das Ägyptische Museum und die Ägyptische Botschaft möchten diese Brücke nun auch in die Zukunft weiterbauen und hoffen gemeinsam, dass dieser sehr gelungene Vortragsabend der erste in einer langen Reihe von Veranstaltungen mit zeitgenössischen ägyptischen Künstlern hier in Berlin sein wird.