Die Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) wird auf deutscher Seite in den kommenden vier Jahren mit 4 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
AGYA unterstützt exzellente arabische und deutsche Nachwuchswissenschaftler bei der Zusammenarbeit in interdisziplinären und internationalen Teams, um Forschungsprojekte und Initiativen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft zu realisieren. Die Co-Präsidentin und Projektleiterin von AGYA in Deutschland, Prof. Dr. Verena Lepper, ist Wissenschaftlerin am Ägyptischen Museum und der Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin.
Die 50 AGYA-Mitglieder sind junge Wissenschaftler (drei bis zehn Jahre nach der Promotion) aus Deutschland und derzeit 16 arabischen Ländern, die gemeinsam in ihren Forschungsprojekten zur Bewältigung regionaler und globaler Herausforderungen beitragen wollen. Sie arbeiten an Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland sowie in Ägypten, Algerien, Irak, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Marokko, O-man, Palästina, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Tunesien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Wissenschaftler vertreten die verschiedensten Disziplinen der Natur-, Geistes-, Sozial- und Technikwissenschaften und werden dank der neuen Fördermittel weitere innovative interdisziplinäre Projekte in den Bereichen Forschung, Wissenschaftspolitik und Bildung umsetzen können. Die Mitglieder von AGYA pflegen ebenso den interkulturellen Austausch und verstehen sich als Botschafter von Wissenschaft und Kultur.
'Im Hinblick auf die aktuellen Umbruchsphasen, die die Welt zusammen-rücken und in einen Dialog treten lassen, ist es eine große Chance, dass arabische und deutsche Nachwuchswissenschaftler ihre Kontakte intensivieren und neue Formen der Zusammenarbeit finden', unterstreicht die AGYA-Co-Präsidentin und Projektleiterin, Prof. Dr. Verena Lepper. Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen stellt AGYA ihren Mitgliedern die für internationale Forschungsvorhaben erforderlichen Instrumente und administrativen Ressourcen zur Verfügung und stärkt damit nach-haltig die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der arabischen Welt.
Insbesondere wird auch die regionale Zusammenar-beit durch innerarabische Vernetzung (Nord-Süd-Süd-Kooperation) aus-gebaut. 'AGYA ist ein renommiertes Netzwerk junger Wissenschaftler, das mich vor allem durch die interdisziplinären Perspektiven und Kooperationsmöglichkeiten bereichert', so die Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Hanan Badr, AGYA-Mitglied aus Ägypten.
AGYA ist auf deutscher Seite administrativ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) angesiedelt. Die BBAW als gut vernetzte, moderne Arbeitsakademie ist auch durch ihre interdisziplinäre Forschung der richtige Standort für AGYA und eine gute Basis für ihr unabhängiges Wirken, weit über Institutions- und Landes-grenzen hinaus. 'AGYA bietet eine einmalige Gelegenheit, deutsche Wissenschaftsinstitutionen in der arabischen Welt als verlässliche Partner in Forschung und Innovation sichtbar zu machen', betont BBAW-Präsident Prof. Dr. Martin Grötschel.
Neben der BBAW sind auf deutscher Seite die Präsidenten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), des Goethe Instituts und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im hochkarätigen AGYA-Beirat vertreten.
Prof. Dr. Margret Wintermantel, Präsidentin des DAAD, begrüßt die neue Förderung zur Vertiefung der Forschungskooperation: 'AGYA stärkt durch internationale Zusammenarbeit die wissenschaftliche Exzellenz und das Innovationspotential ihrer Mitglieder. In ihrer Rolle als Multiplikatoren tragen die AGYA Mitglieder zur Förderung von Exzellenz in Bildung und Wissenschaft an ihren Heimatinstitutionen sowie in den eigenen Gesellschaften bei.'
Die AGYA-Mitglieder arbeiten derzeit in fünf Arbeitsgruppen unter anderem an folgenden Themen: Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf deutsche und arabische Hochschulpolitik, umstrittene Technologien aus arabischer und deutscher Perspektive, gemeinsame Herausforderungen im arabisch-deutschen Kulturaustausch, Erzähltraditionen in der antiken und modernen arabischen Welt, historische und zeitgenössische Esskulturen in der arabischen Welt und Deutschland, kulturelle und ökologische Transferprozesse im Mittelmeerraum, kooperative Ansätze zu Wasser-und Umweltfragen, Sport als gemeinsames (pop-)kulturelles Erbe, sowie mathematische und naturwissenschaftliche Förderinitiativen an weiterführenden Schulen in der arabischen Welt und Deutschland.
Mit den jetzt bewilligten Fördermitteln haben die Mitglieder nun die Möglichkeit, in den kommenden vier Jahren vielfältige neue Projektideen zu verwirklichen und ihre Forschungskooperationen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft zu vertiefen. Der syrische Professor für Archäologie Ammar Abdulrahman, der jetzt in Deutschland lebt, möchte sich mit einer AGYA Arbeitsgruppe der Frage widmen, wie im Angesicht der Syrienkrise antike Stätte wie Hisn al-Akrad und Idlib gesichert werden können. 'Denkmäler, die Jahrtausende überdauert haben, müssen auch für die kommenden Generationen erhalten bleiben', so Prof. Dr. Abdulrahman. Der Kulturgüterschutz ist daher ein zentrales Thema für AGYA. 'Wir freuen uns, dass dadurch auch Forschungs- oder Ausstellungsprojekte beispielsweise in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz realisiert werden können' so die Ägyptologin und Orientalistin Prof. Dr. Verena Lepper.
Dr. Sabine Behrenbeck vom Deutschen Wissenschaftsrat urteilte nach ihrer Teilnahme an der AGYA Paneldiskussion in Abu Dhabi zur Rolle der Hochschulbildung im 21. Jahrhundert: 'Wenn es die arabisch-deutsche Junge Akademie nicht gäbe, müsste sie erfunden werden.'