Im November letzten Jahres berichteten wir von der Restaurierung des Sargdeckels des 'Vizekönigs von Kusch', Nehi (ca. 1479-1425 v.Chr.), der in der Kabinettausstellung 'Geplündert - Geschunden - Gerettet (?)' über die aktuellen Grabungen des Ägyptischen Museums in Assuan zum ersten Mal vollständig präsentiert werden konnte - allerdings noch ohne seine Sargwanne. Denn diese steht seit Eröffnung der ägyptischen Ausstellung im Neuen Museum 2009 im Ägyptischen Hof, im Gegensatz zu den anderen, dort präsentierten Sarkophagen bislang deckellos.
Dies änderte sich nach dem Abbau der Grabungsausstellung, wo der Deckel seinen dauerhaften Platz noch nicht gefunden hatte. Daher zog er nur zwei Räume weiter in den Ägyptischen Hof, um dort seine zugehörige Sargwanne zu schließen.
Schon für die temporäre Präsentation waren aufwändige Metallkonstruktionen zur Montage der Fragmente notwendig, die der Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e.V. mit einer großzügigen Spende finanzierte. Zur Präsentation in der Dauerausstellung bedurfte es eines weiteren Gestells, um die Last des Deckels nicht über die fragilen Außenwände der Sargwanne abzuleiten. Auch diese Finanzierung übernahm den Förderverein und beauftragte wieder den erfahrenen Metallbauer Hans Höpfner.
Der Montage des Deckels auf dem Sarg in der Dauerausstellung war durch die gut durchdachten Metallelemente eine wahre Freude. Zudem war der Aufbau ohne zusätzliche Hilfe möglich. So gingen mir am 18. März während der Schließtage im Neuen Museum Robert Kuhn als Kurator aus unserer Sammlung und Klara Reitberger als Studienpraktikantin in der Restaurierung zur Hand. Mit Spannung erwarteten wir, wie die beiden Deckelhälften zur Wanne passen würden, da die Originalteile alle nicht regelmäßig geometrisch gearbeitet sind.
Zunächst ermöglichten uns höhenverstellbare Füße an der Metallkonstruktion die perfekte Ausrichtung des Untergestells auf dem aus einer zementgebundenen Ergänzungsmasse rekonstruierten Wannenboden.
Große Fehlstellen im Deckel und vorhandene Löcher unbekannten Ursprungs konnten beim Aufbau optimal genutzt werden. Hans Höpfner hatte nämlich diese Durchgänge genutzt, um an das obere Stützgestell Gewindehülsen anzuschweißen, sodass wir die beiden Deckelhälften mit Hilfe von eingedrehten Seilschlaufen mittels Portalkrans heben konnten, ohne die empfindlichen Kanten des Natursteins zu belasten. Die kreisförmigen Fehlstellen schlossen wir nach dem Aufbau mit passenden Puzzleteilen aus dem Ergänzungsmaterial.
Bei allen Beteiligten war die Freude über den gelungenen Aufbau groß und das Ergebnis ist mehr als überzeugend. Da die Innenseiten der Sargwanne nicht dekoriert sind, erschien der Sarg ohne Deckel immer ein wenig unvollständig. Jetzt kann er seine Wirkung endlich voll entfalten.
Pia Lehmann